Die Saerbecker Energiewelten: Von provisorischen Räumen zu einem BNE-zertifizierten Außerschulischem Lernstandort
Am Anfang stand die Improvisation. Oder, wie Stephanie Elsler sagt: „Gestartet sind wir mit nichts.“
Einen Wasseranschluss gab es nicht im außerschulischen Lernstandort (ASL), dafür musste man einmal über die Straße in das nächste Gebäude. Wenn Bechergläser nötig waren für ein Experiment, mussten die aus der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule mitgebracht werden. An einem Tag in der Woche war Betrieb im Lernstandort, der provisorisch zwei Räume bezogen hatte, die mehr oder weniger in dem Zustand waren, wie die Bundeswehr sie verlassen hatte.
Kein Vergleich zum heutigen Arbeiten in den Saerbecker Energiewelten: Am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag sind Schulklassen und andere Besuchergruppen zu Gast, es gibt Labor- und Vorbereitungsräume, einen Räume mit Experimentierstationen und Beamer, Büros und Außenanlagen, die für die Lernprojekte genutzt werden können und mit Gebäude 08 einen Erweiterungsbau. „Das ist richtig toll geworden“, freut sich Stephanie Elsler über die Atmosphäre im Lernstandort, die zum Erkunden und Lernen einlädt.
Nach dem Ausscheiden von Christa Werning, ihrer Kollegin an der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule Saerbeck (MKG), die im vergangen Jahr in den Ruhestand gegangen ist, gehört Stephanie Elsler zusammen mit Sebastian Köhler zur Gründergeneration, die den außerschulischen Lernstandort aufgebaut hat. „Wir haben nach Möglichkeiten gesucht, den Unterricht anschaulich zu gestalten“, erinnert sich die Lehrerin für Chemie und Physik an der MKG an die Anfänge. „Wir wollten Energie begreifbar machen. Und wir wollten experimentieren, weil das nicht in allen Schulen möglich war.“ Also: Nicht nur theoretisch erklären, was sich chemisch in einer Biogasanlage tut, sondern die Anlage im Mini-Format im Schülerlabor nachbauen und die große Anlage im Bioenergiepark besichtigen. Ein Konzept, das Schule machte und aus dem sich ein BNE-zertifizierter (BNE=Bildung für nachhaltige Entwicklung) Lernstandort mit großer Ausstrahlung entwickelt hat. „Wir haben Schulen, die immer wieder zu uns kommen oder auch Schulen, wo der Besuch in den Saerbecker Energiewelten im schulinternen Lehrplan verankert ist.“
Der Anspruch ist heute wie damals gleichgeblieben: Die Verknüpfung herstellen zwischen dem Lernstoff (den man im ASL im Wortsinn begreifen kann) und der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler, „Handlungskompetenzen schaffen“, wie es fachsprachlich heißt. Im Lernmodul Abfall und Recycling etwa ist der Besuch des Kompostwerkes ein Augenöffner, der zeigt: Jeder kann etwas tun für Nachhaltigkeit und Umweltschutz. „Wenn man sieht, wie die Kinder und Jugendlichen das verstanden haben, ist das der beste Lohn. Dafür mache ich das.“
Die Nähe zur Praxis ist das große Plus der Energiewelten. Übrigens auch im Unterricht an der MaximiliamKolbe-Gesamtschule, der von den Lernmodulen profitiert. Etwa, wenn die Physiklehrbücher den neuesten Stand der Elektromobilität einfach nicht abbilden können, weil die Entwicklung so rasant ist. „Dann frage ich Dieter Ruhe, wie es denn jetzt aussieht mit den Ladezeiten. Er fährt ein E-Auto und arbeitet eine Tür weiter.“ Einen Tag in der Woche ist Stephanie Elsler am Lernstandort tätig. Dann steht nicht nur die Arbeit mit den Lerngruppen auf dem Programm, sondern auch die Weiterentwicklung und Neukonzeption von Lernmodulen. Elsler: „Ideen haben wir genug. Das war schon immer so.“