Multiplikatorenbildung
Was bringen wir unseren Lehrkräften bei?
„Für mich ist der Ort eine absolute Vorreiterrolle.“
Dieses Zitat zeigt den Stolz der Saerbeckerinnen und Saerbecker auf das Erreichte, es spiegelt aber auch das Potenzial wieder, das darin liegt, die gemachten Erfahrungen und das erlangte Wissen auch weiterzutragen. Letztlich reicht es ja nicht, wenn nur einzelne Kommunen klimaneutral werden, sondern es müssen möglichst viele mitgenommen werden, damit ein großflächiger Effekt entsteht.
Zum Bildungskonzept der Klimakommune gehört daher von Anfang auch der Wissenstransfer an Multiplikatoren, also zum Beispiel Lehrkräfte, die das Erfahrene und Erlernte mitnehmen und wiederum einer Vielzahl junger Menschen weitervermitteln – idealerweise verbunden mit einem Besuch im ASL Saerbecker Energiewelten. Frei nach dem Motto:
„Wir können keine Käseglocke über Saerbeck bringen und wir machen für uns alles grün und dann ist gut. Wenn wir es nicht schaffen, das was wir hier vor Ort erreichen an die Welt da draußen weiterzugeben und die übernimmt das, dann hat das Ganze im Prinzip gar keinen Wert."
Neben dem notwendigen Fachwissen über Klimawandel und Energiewende ist dabei vor allem auch fachdidaktisches Wissen gefragt, also Wissen darüber, mit welchen Unterrichtsmethoden sich die Fachinhalte bestmöglich vermitteln lassen, mit welchen Vorstellungen Schülerinnen und Schüler in den Unterricht kommen oder wie man bezüglich des Klimawandels Betroffenheit erzeugt, ohne Panik zu machen. In Zusammenarbeit mit dem IPN – Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik und dem Zentrum für schulische Lehrerausbildung Münster wurde daher im Projekt EnergieweltenPLUS eine Seminarreihe entwickelt, durchgeführt und beforscht. In dieser Reihe setzen sich angehende Lehrkräfte ganz unterschiedlicher Fächer damit auseinander, welche Perspektive ihr Fach auf den Klimawandel hat und wie sich die verschiedenen Perspektiven gewinnbringend miteinander verknüpfen lassen, um guten Unterricht für einen nachhaltigen Klimaschutz zu realisieren.
Um diese Reihe mit Inhalten zu füllen, wurde ein Expertenrating durchgeführt, um zu ermitteln, welche Bereiche von Fachwissen und fachdidaktischem Wissen für eine unterrichtliche Umsetzung der Thematik besonders relevant sind. Neben den physikalischen Grundlagen des Klimawandels und einem Bewusstsein über die Folgen für Mensch und Umwelt wurde hier vor allem genannt, dass auch Lösungsansätze bewusstgemacht und kritisch diskutiert werden sollen. Im Bereich des fachdidaktischen Wissens wurde besonders auf Projektarbeit und den Nutzen außerschulischer Lernorte hingewiesen, um interdisziplinäre Themen zu vermitteln.
Zu fächerübergreifenden Themen wie Klimawandel und Klimaschutz lernen Lehrkräfte oft nur wenig während des Studiums und trauen sich dann bisweilen nicht, das Thema von verschiedenen Seiten im Unterricht zu beleuchten, weil etwa die Physik-Lehrkraft sich nicht zutraut, die politische Dimension des Klimawandels zu thematisieren und umgekehrt. Durch den Austausch der Lehrkräfte miteinander und das gemeinsame Erarbeiten von Unterrichtsmaterialien, die dann in der Schule eingesetzt werden können, wird diese Hemmschwelle überwunden und ein ganzheitlicherer Unterricht zum Thema möglich.
Dies sind die Ergebnisse eines durch das BMBF geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojektes zwischen dem IPN Kiel und dem Förderverein Klimakommune Saerbeck e.V. Gegenstand war u.a. die wissenschaftliche Begleitung der Klimakommune in Fragen der Bürgermitwirkung sowie der Identifikation von Wirkungs- und Erfolgsfaktoren.