Maria Schröer und der ideale Ort zum Lernen
Man kann sich das gut vorstellen. Wie seinerzeit Wilfried Roos auf den Busfahrten von Saerbeck nach Rietavas, der litauischen Partnergemeinde, laut nachdachte. Den Bioenergiepark für die Bildung nutzen, den Gedanken der Nachhaltigkeit an die nächste Generation weitergeben, einen Außerschulischen Lernstandort einrichten.
Maria Schröer — Saerbeckerin, Grundschullehrerin, überzeugt von Umwelt und Klimaschutz — hörte zu und war sich mit Roos einig: Das wäre was. „Mein erster Gedanke damals war: Da möchte ich mitmachen.“ Schließlich engagierte sie sich bereits im Außerschulischen Lernstandort Gut Bustedt bei Herford und gab dort, neben ihrer Arbeit als Grundschullehrerin in Emsdetten, Projektkurse. Als es dann in Saerbeck an die Gründung des Lernstandortes ging, mussten viele Förderanträge geschrieben werden, zu denen Maria Schröer, mit viel Expertise und Fachwissen aus der Praxis, den pädagogischen Part beisteuerte. Ehrenamtlich, weil sie vom Projekt überzeugt war. Erfolgreich, weil im November 2015 der Lernstandort im Bioenergiepark offiziell gegründet wurde.
Maria Schröer war also von Anfang an dabei, zunächst ehrenamtlich, dann mit einem kleinen Stundenanteil für die Entwicklung von Lerninhalten, schließlich als festes Mitglied des Teams, das im ASL die Schülerinnen und Schüler betreut. Jetzt, fast zehn Jahre später, ist ihre Begeisterung mindestens so groß wie beim Start des Projektes: „Es ist eine Freude, hier zu arbeiten. Hier kann man so viel bewirken“, erzählt sie beim Termin in den Saerbecker Energiewelten. Gerade war eine 7. Klasse der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule zu Gast und hat eine Menge über Abfall und Recycling erfahren. Ein gutes Beispiel für die Möglichkeiten, die der Lernstandort bietet. „Wenn wir das Kompostwerk besichtigen, dann lernen die Schülerinnen und Schüler: Es lohnt sich, den Müll zu trennen. Diesen Gedanken nehmen sie als Botschafter mit in die Schule und nach Hause.“
Das Besondere an den Energiewelten: „Du kannst hier jede Schülerin und jeden Schüler motivieren.“ Das formale Lernen, das oft den Schulalltag bestimmt, tritt in den Energiewelten in den Hintergrund. Statt Schulbuch-Texten bestimmen Experimentieren, Ausprobieren, Erkunden den Vormittag im ASL. „Handlungsorientiert“ heißt das in der Fachsprache und bedeutet: „Du sprichst nicht über Recycling, sondern machst es. Das hat mit dem Alltag zu tun, mit der Lebenswirklichkeit und das ist immer positiv für das Lernen.“ Dazu kommt das Dreieck der Akteure im Bioenergiepark: „Wir haben den Lernstandort, das Betriebsgelände, das allein durch die Technik beeindruckt und wir haben die Experten an Ort und Stelle. Das ist ideal für vernetztes Lernen.“
Als es im ASL losging, war der Betrieb noch vergleichsweise improvisiert: Mit Materialien, die ihre Gesamtschulkollegin Christa Werning aus den Beständen der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule Saerbeck beisteuerte und Experimentierräumen im Gebäude 08, in dem es keinen Wasseranschluss gab. „Das war zum Teil recht sportlich, da haben wir abends die Versuche für den kommenden Tag aufgebaut.“ Das hat sich alles geändert: Der ASL hat, nach dem Umzug der Firma B&R in die ehemalige Wache am Eingang, noch einmal Räume dazugewonnen und belegt jetzt das Gebäude 02 komplett und das Gebäude 08, inzwischen saniert und auf dem neuesten Stand, zur Hälfte. Außerdem: „Wir haben eine tolle Ausstattung und, was ganz wichtig ist: Gabi Droste, Frank Bacher und Manuel Schröder halten uns den Rücken frei, so dass wir uns auf den Unterricht konzentrieren können.“
Nicht nur die Ausstattung (auch die personelle) hat sich verbessert. Inhaltlich haben sich die Saerbecker Energiewelten immer weiterentwickelt. Neue Lernmodule sind hinzugekommen, immer abgestimmt auf die aktuellen Lehrpläne des Landes Nordrhein-Westfalen, in denen Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) verankert ist. Maria Schröer blickt positiv in die Zukunft: „Dies ist der perfekte Ort, um sich mit den 17 BNE-Zielen zu beschäftigen.“ Ganz gespannt ist sie auf den Weg in die Wildnis, der im kommenden Schuljahr
in den Regelbetrieb aufgenommen werden soll. „Hier können Kinder und Jugendliche die Lebensräume Wald, Wiese und Wasser hautnah erleben. Das wird eine tolle Sache.“
Maria Schröer ist, wie alle Lehrerinnen und Lehrer am Außerschulischen Lernstandort Saerbecker Energiewelten, abgeordnet. Das bedeutet: Einen Teil der Pflichtstundenzahl wenden die Lehrerinnen und Lehrer im ASL in Saerbeck auf, sie unterrichten aber weiterhin an ihren jeweiligen Schulen. In der Regel entfallen fünf Unterrichtsstunden des Stundenkontingents, also ein Unterrichtstag, auf den Außerschulischen Lernstandort in Saerbeck. Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt mit diesen Abordnungen und den dadurch ermöglichten Lehrerstunden Außerschulische Lernstandorte im ganzen Land.