Mit Zertifikat in die Wildnis: Manuel Schröder ist neuer Waldpädagoge
Wie werden die Bäume im Wald bloß so groß, dass sie fast bis an die Wolken wachsen? Das ist ganz einfach. Die Buche zum Beispiel: Sie hockt sich hin, ist ganz klein und und dann geht es ab in die Höhe. Die Birke: Wedelt mit den Ästen hin und her und ärgert die Bäume in der Nachbarschaft. Und die Eiche: „Ich bin laaaaangsam. Und brauche gaaaaaanz viel Platz.“
Das wissen Kindergartenkinder aus Lengerich-Wechte jetzt genau. Beigebracht hat es ihnen Manuel Schröder, pädagogischer Mitarbeiter der Saerbecker Energiewelten, des Außerschulischen Lernstandortes (ASL) im Bioenergiepark, und seit einigen Wochen zertifizierter Waldpädagoge. Gelernt haben die Kinder, wie die Bäume wachsen, natürlich im Wald, genauer gesagt auf dem Weg in die Wildnis des ASL. Dort hat Manuel Schröder den praktischen Teil der Prüfung zum zertifizierten Waldpädagogen absolviert. Den Waldaktionstag für die Kindergartenkinder hat Schröder geplant und durchgeführt, so ähnlich, wie es künftige Lehrerinnen und Lehrer in der praktischen Ausbildung an der Schule tun.
Seit dem vergangenen Dezember hat Schröder gebüffelt, um das Zertifikat zu erhalten, das nichts anderes als ein Qualitätssiegel ist. „Waldpädagoge kann sich im Prinzip jeder nennen“, erklärt Schröder, „aber nur wer den Zertifikatskurs erfolgreich abgeschlossen hat, ist eben zertifiziert, also staatlich anerkannt.“ Entsprechend anspruchsvoll ist der Kurs, der 23 Seminartage umfasst und in Arnsberg stattfindet.
Alfons Günnigmann, Vorsitzender des Fördervereins Klimakommune Saerbeck, zählte bei einer kleinen Glückwunschfeier die Herausforderungen auf: Da war zunächst einmal die Zulassung zum Lehrgang, den die Natur- und Umweltschutzakademie Nordrhein-Westfalen mit dem Landesbetrieb Wald und Holz NRW anbietet. Nur 21 Plätze stehen einmal im Jahr für eine größere Zahl von Bewerbungen zur Verfügung.
Wer einen Platz ergattert hat — so wie Manuel Schröder — darf sich auf Lernstoff aus vielen Gebieten einstellen: Bildung für nachhaltige Entwicklung, Pädagogik, forstliches Fachwissen, Artenkunde etc. „Je weiter der Kurs voranging, desto mehr Praxisanteile gab es“, so Schröder, „aber zu Beginn war es sehr viel theoretisches Wissen, das wir lernen mussten.“ Manuel Schröder hat das geschafft mit viel Fleiß und Ausdauer, wie Alfons Günnigmann anmerkte, und mit der Unterstützung aus dem ASL-Team, besonders von Frank Bacher, der ebenfalls zertifizierter Waldpädagoge ist. Das obligatorische Praktikum absolvierte Schröder bei der ANTL (Arbeitsgemeinschaft für Naturschutz Tecklenburger Land). Am Ende des Kurses standen schließlich eine theoretische und praktische (und erfolgreiche) Prüfung.
Darüber freut sich auch der Förderverein Klimakommune, der die Weiterbildung finanzierte. Alfons Günnigmann: „Das ist für uns eine Win-Win-Situation.“ Schließlich können mit Manuel Schröder die Bildungsmodule, für die der Weg in die Wildnis konzipiert wurde, besser umgesetzt werden – die fachliche Arbeit ruht jetzt nicht nur auf den Schultern von Frank Bacher. „Ich freue mich schon auf das Frühjahr, wenn es wieder losgeht“, blickt Frank Bacher nach vorn. „Wir können uns gut ergänzen und die Arbeit mit den Schulklassen flexibler gestalten“, so Manuel Schröder.
Die Bildungsmodule für den Weg in die Wildnis sollen im kommenden Schulhalbjahr weiter getestet und entwickelt werden. „Wir haben eine Schublade voller Ideen“, so Gabriele Droste, die Leiterin des Außerschulischen Lernstandortes. Sie bedankte sich beim Förderverein für die Unterstützung auch bei diesem Projekt. Zum Schuljahr 2025/26 sollen die Module regulärer Teil des Bildungsangebotes im ASL werden.