„Wir brauchen Optimismus“ - Saerbecker Energiegespräch mit Bärbel Höhn
Wer als prominente Politikerin nach Saerbeck kommt und die Einladung in die Klimakommune als „Ritterschlag“ empfindet, hat die Sympathien des Publikums auf seiner Seite. Keine Frage: Bärbel Höhn, ehemalige Landwirtschafts- und Umweltministerin der Landes NRW, traf beim jüngsten Saerbecker Energiegespräch am Mittwoch, 5. März, auf ein zugewandtes Publikum, das mit der Höhnschen Sicht auf die Dinge konform ging. Fast 100 Zuhörerinnen und Zuhörer waren zum Energiegespräch in die Jugendbildungsstätte Saerbeck gekommen.
Auf die geplante Lesung aus ihrem Buch „Lasst uns was bewegen! Was wir jetzt für die Zukunft unserer Enkel tun können“ verzichtete Höhn und hielt stattdessen einen frei gesprochenen Vortrag, der die aktuellen Herausforderungen in der Klimapolitik und der Verteidigung der Demokratie um so eindrücklicher schilderte. Die Bestandsaufnahme war deutlich: „Wir legen dem Planeten und damit den nachfolgenden Generationen eine immer größere Last auf“, so Höhn. CO2-Ausstoß, Schwund der Biodiversität, Bodenverbrauch, Belastung der Umwelt durch Plastik und andere Abfälle – die Negativliste war so lang wie erschreckend. Höhn: „Es ist dramatisch, wie wir in wenigen Jahrzehnten unsere Lebensgrundlagen gefährdet haben.“
Aber: „Für Pessimismus ist es zu spät, wir brauchen Optimismus“, machte Bärbel Höhn den Anwesenden Mut. Gerade das Beispiel der Klimakommune Saerbeck zeige, was möglich ist, wenn alle an einem Strang ziehen. „Sie haben die Zukunft vorweg genommen“, lobte die Politikerin den Saerbecker Weg der Nachhaltigkeit. Erneuerbare Energien seien ökonomisch und ökologisch sinnvoll. Das weltweite Wachstum bei den Erneuerbaren seien der beste Beweis. Jetzt gehe es an die Transformation bei Wärme und Verkehr.
Bärbel Höhn rief ihre Generation, also die Generation 60plus, zum Engagement für Klimaschutz und Demokratie auf. „Mit anderen zusammen an einer guten Sache zu arbeiten, das bringt Anerkennung und Freude.“ Die Stärke von zivilgesellschaftlichen Bewegungen sei wichtig, nicht zuletzt als Rückhalt und Anstoß für politische Entscheidungen. Höhn zitierte ein afrikanisches Sprichwort: „Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht dieser Welt verändern.“
Der Vortrag von Bärbel Höhn war auch eine Premiere, denn zum ersten Mal öffnete die Jugendbildungsstätte Saerbeck (JBS) nach Umbau und Erweiterung im ersten Bauabschnitt die Türen für eine große Veranstaltung. Der große Veranstaltungssaal, das Forum, erwies sich angemessener Rahmen für dieses Saerbecker Energiegespräch. JBS-Geschäftsführer Johannes Dierker erläuterte zu Beginn des Abends die Leitlinien des Bauprojektes, die das Ziel Nachhaltigkeit und CO2- Neutralität haben. Der erste Abschnitt des Umbaus und der Erweiterung wird in wenigen Tagen in Betrieb gehen, dann folgt der zweite Bauabschnitt in den hinteren Gebäudeteilen der JBS.
Infotext Bärbel Höhn:
Bärbel Höhn, geboren 1952, war von 1995 bis 2005 Umwelt- und Landwirtschaftsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, sie ist Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen. Von 2005 bis 2017 gehörte sie dem Deutschen Bundestag an. Seit 2017 arbeitet sie ehrenamtlich als Energiebeauftragte für Afrika für das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Der von ihr mitgegründete Verein „Faire Welt“ unterstützt Hilfsprojekte in Afrika, etwa in Uganda. Die Besucherinnen und Besucher des Energiegesprächs konnten für diesen Verein spenden.