Die Gemeinde Saerbeck ist Klimakommune.
Bis 2030 soll die gesamte Energieversorgung auf erneuerbare Energien umgestellt sein: im Stromsektor, bei der Wärmeversorgung und bei der Mobilität.
Gesagt – Getan: seit 2009 wurden über 120 Projekte von klein nach groß umgesetzt. Wichtigstes Projekt ist der Bioenergiepark Saerbeck: ein zu einem Energiemix aus Wind-, Sonnen- und Bioenergie umgenutztes ehemaliges Munitionsdepot. Die Bürger sind die Investoren, die Gemeinde hat die Entwicklung proaktiv umgesetzt, Bildung für nachhaltige Entwicklung und Forschung für den Klimaschutz sind von Beginn an integrative Bestandteile der Projekte und zeigen, wie es gelingen kann, eine ganze Gemeinde in eine klimafreundliche Zukunft zu führen:
bürgergetragen - dezentral – energieautark.
Das klappt!
Unser Anfang
Wer hat den Startschuss gegeben?
Das war der Bürgermeister: Er hat an seine Enkel gedacht und gesagt: Wenn meine Enkel so alt sind wie ich jetzt bin, gibt es kein Gas und Öl mehr - also keine fossilen Brennstoffe - das heißt: wir müssen uns jetzt sofort um die Zukunft der nachwachsenden Generation kümmern! Das war getragen durch seine persönliche Motivation und der Anfang der Klimakommune.
Wie habt ihr angefangen? Was waren die ersten Schritte?
Wir haben 2008 einen Landeswettbewerb mitgemacht, das Land NRW suchte eine Kommune als Modellkommune für Klimaschutz und Klimaanpassung. Die Chance hat der Bürgermeister erkannt, war es doch eine gute Möglichkeit zu überlegen, wie wir in Zukunft klimafreundlich in der kleinen Gemeinde Saerbeck leben können. Gesagt, getan: wir haben mitgemacht und gewonnen!
Was waren eure Schlüsselmomente?
Ein wichtiger Schlüsselmoment war die Inbetriebnahme des kommunalen Windrads im Bioenergiepark im Jahr 2013 – 3 Jahre nach Beginn der Projektumsetzung. Damit haben wir konkret gezeigt, dass eine Klimakommune kein Wolkenkuckucksheim ist, sondern gelebter Alltag.
Wie habt ihr das geschafft?
Wir waren immer hochmotiviert, weil wir zeigen wollten, dass unsere Idee der Klimakommune die wir am Anfang hatten, tatsächlich Teil des Dorflebens werden kann - und das ist auch gelungen.
Warum hat das bei euch funktioniert?
Die Klimakommune hatte von Anfang an eine Identifikationsfigur, die für das Projekt stand und selbstverständlich vermittelt hat, dass es für eine klimafreundliche Zukunft der Gemeinde keine andere Lösung gibt und das über den gesamten Zeitraum der Projektumsetzung hinweg - Der Kümmerer war der Bürgermeister. Hand in Hand hat ein interdisziplinäres Team die verschiedenen Projekte umgesetzt.
Unser Alltag
Was ist eine Klimakommune?
Eine Klimakommune nimmt die Energiewende in die eigenen Hände und zeigt, dass es getragen durch die Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger und der Dorfgesellschaft gelingen kann, gemeinsam Projekte für eine klimafreundliche Zukunft in die Hand zu nehmen und umzusetzen. Das schafft Identifikation und hohe Akzeptanz vor Ort. Die Saerbecker sagen mit Stolz: Wir sind Klimakommune!
Wie geht Klimakommune?
Eine Klimakommune nimmt die Energiewende in die eigenen Hände und zeigt, dass es getragen durch die Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger und der Dorfgesellschaft gelingen kann, gemeinsam Projekte für eine klimafreundliche Zukunft in die Hand zu nehmen und umzusetzen. Das schafft Identifikation und hohe Akzeptanz vor Ort. Die Saerbecker sagen mit Stolz: Wir sind Klimakommune!
Wovon lebt Energiewende?
Die Energiewende lebt von den Menschen, sie ist bürgergetragen und betrifft die gesamte Stadtgesellschaft: Privatperson, Unternehmen, Geschäftsleute, Landwirte, die Bildungslandschaft und auch die Verwaltung selber - ist also letztendlich eine lokale Gemeinschaftsaufgabe möglichst aller.
Lohnt sich das?
In jedem Fall. In Saerbeck sind die Bürger und Bürgerinnen die Investoren der erneuerbaren Energien: Wir haben dazu eine Energiegenossenschaft gegründet, Saerbecker Landwirte betreiben eine Biogasanlage, lokale Unternehmen sind beteiligt, unsere Windenergieanlagen gehören der Gemeinde, der Energiegenossenschaft, Privatpersonen und Unternehmen: Alle kommen aus Saerbeck. Wir verdienen Geld!
Wie geht Klimaschutz von klein nach groß?
Jeder ist Teil des Problems aber auch Teil der Lösung. Das heißt, man kann in seinem eigenen Lebensumfeld und Alltag beginnen, klimafreundlich zu leben, klimafreundlich mobil zu sein, klimafreundlich zu heizen. Das geht auch mit der Nachbarschaft. Dann kommt die Gemeinde. Jede Maßnahme, jedes Projekt ist wichtig – Kleinvieh macht auch Mist
Wie kann man Bürger:innen beteiligen?
Die Bürger:innen sind die besten Experten. Deshalb beginnen wir mit Projekten, indem wir die Bürger und Bürgerinnen fragen: Was können wir für Euch tun? Wie könenn wir zusammen aktiv werden? Was sind Eure Ideen? Das heißt, die Bürger:innen von Beginn an in einen Wandel einzubinden und deren Expertise abzufragen, ist eine wesentliche Voraussetzung.
Und wie kommt die Wärmepumpe in den Keller?
Man ruft einen Energieberater an oder seinen Heizungsinstallateur, dann lässt man sich anhand seines Wärmebedarfes und der technischen Bedingungen der Heizung und des Gebäudes ausrechnen, ob eine Wärmepumpe Sinn macht. Möglicherweise fragt man jemanden, der bereits eine Wärmepumpe hat über seine/ihre Erfahrungen – und los geht’s. Mit einer eigenen Solaranlage auf dem Dach sorgt man direkt für grünen Strom der Wärmepumpe.
Euer/Ihr Anfang
Wie beginnt man?
Erster Schritt, wenn man bei Null anfängt, ist Gleichgesinnte aus dem Freundes- und oder Bekanntenkreis zusammenzubringen und gemeinsam zu überlegen, was man machen kann.
Was kann ich tun (als Bürgermeister:in, als Bürger:in, als Initiative…)?
Es hilft, umsetzungsorientiert zu denken und eine Liste möglicher Projekte aufzustellen. Die Technologien und auch das Geld (z.B. Förderungen) sind da. Es geht darum anzupacken und zu überlegen, was man in Eigeninitiative umsetzen kann und an welchem Punkt weitere strategische Partner, wie zum Beispiel die Gemeinde oder auch Stadtwerke mit eingebunden werden können/sollen/müssen.
Wie bekomme ich meinen Bürgermeister / meine Verwaltung dazu, mitzuziehen?
Es hilft, umsetzungsorientiert zu denken und eine Liste möglicher Projekte aufzustellen. Die Technologien und auch das Geld (z.B. Förderungen) sind da. Es geht darum anzupacken und zu überlegen, was man in Eigeninitiative umsetzen kann und an welchem Punkt weitere strategische Partner, wie zum Beispiel die Gemeinde oder auch Stadtwerke mit eingebunden werden können/sollen/müssen.
Braucht man ein Munitionsdepot?
Nein, man braucht kein Munitionsdepot, sondern nur den Willen, die Motivation und die Durchsetzungskraft, die Wende in eine klimafreundliche Zukunft anzupacken. Unser Bürgermeister sagte immer: „Selbst wenn wir das Munitionsdepot nicht von der Bundeswehr hätten kaufen können, hätten wir trotzdem einen Bioenergiepark gemacht, vielleicht kleiner, an anderer Stelle, aber in jedem Fall, weil das der richtige Weg ist!
Wie werden wir energieautark?
Indem wir die Bürgerinnen und Bürger zu Investoren erneuerbare Energieprojekte vor Ort machen. Damit generiert man lokale Wertschöpfung, Identifikation und hohe Akzeptanz für die Energiewende
Wie werden wir klimaneutral?
Indem man alles Mögliche tut, um fossile Brennstoffe und Kraftstoffe durch erneuerbare Energien zu ersetzen, Schritt für Schritt für den Strombereich, für den Wärmebereich und für den Verkehrsbereich.
Wie sparen wir CO2?
CO2 lässt sich auf zwei simple Arten einsparen. Zum einen gelingt das durch Energiesparen: je weniger Energie man verbraucht, desto weniger CO 2 entsteht. Zum zweiten, indem man fossile Energieträger wie Öl, Gas durch erneuerbare Energieträger wie Sonne, Wind und andere ersetzt. Beides – Energiesparen und die Umstellung auf erneuerbare Energien - geht Hand in Hand.
Wie sparen wir Geld?
Sparen von Energie bedeutet Sparen von Geld. Die Investitionen in erneuerbare Energien sind auf lange Sicht betrachtet ebenfalls eine gute Geldanlage (solange sie lokal investiert werden), nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass die Preise für fossile Energien durch die CO2-Steuer immer höher werden. Die Umstellung auf erneuerbare Energien ist in jedem Fall (mittel- bis langfristig) ein nachhaltiger Weg, auch Geld zu sparen.